Laufzeit Drupal 7 verlängert bis November 2022

Sehr schön!

Schön ist relativ. Wenn ich daran denke wie viel Überzeugungsarbeit ich schon bei Leuten geleistet habe,damit sie sich Drupal 8 ansehen. Alles nur, weil es sich bei menschen grundsätzlich um Gewohnheitstiere handelt und sie ungern Drupal 8 lernen wollen oder nach alternativen zu den ihnen bekannten Modulen suchen möchten. Ganz ehrlich schön ist was anderes. Wenn ich daran Denke, dass ich mich als einer der Maintainer der deutschen Übersetzung jetzt noch ein Jahr länger um die Unterschiede zwischen Drupal 7 und 8 kümmern muss, dann wird mir ehrlich gesagt flau im Magen. Wenns nach mir ginge, sollte man den Support für Drupal 7 sofort einstellen und den Leuten endlich einen Grund geben Ihre Projekte auf Drupal 8 oder gleich auf Drupal 9 umzustellen. Seid mir nicht böse, aber das ist alles andere als eine klevere Entscheidung. Drupal 8 oder Drupal 9 Corona-bedingte Finanzausfälle oder Mitarbeiterausfälle hin oder her. Schön ist jedenfalls was anders.

Das siehst Du völlig falsch!

Ich weiß ja nicht, was für Pojekte ihr betreibt aber meins ist extrem umfangreich.

Alleine das Neuanlegen von über 130 Template-Dateien dauert EWIGKEITEN. Dazu ca. 80 Views neu anlegen, fast 300 Module sind im Einsatz, für die es häufig keinen Ersatz gibt, zusätzlich müssen endlose kleine eigene Minimodule umgeschrieben werden, zahlloses Javascript usw.

Als ich von Drupal 6 auf 7 gewechselt bin, hat der Umzug damals schon über 20 Wochen gedauert.

Jetzt ist es noch viel schlimmer.

Ich kann mich nicht über lange Weile beklagen. Wenn ihr das könnt, oder ihr nur Miniprojekte umziehen müsst, freut es mich für euch.

Bei mir ist es nicht so.

Das kannst Du doch gar nicht beurteilen!

Für Leute, die eine komplexe D7 Installation betreiben, mag das auf den ersten Blick eine gute Nachricht sein. Aber der verlängerte Support betrifft nur das Core System.

Viele D7 Contrib Module erfahren bereits jetzt keine, bzw. keine ausreichende Pflege mehr. Allein schon die ganzen PHP 7.x Notices von Views, um die sich kein Mensch kümmert.... Würde ich auch nicht anders machen, wir sind bei D8 / D9, D7 ist Schnee von gestern.

Upgraden, bzw. neu bauen muss man Drupal so oder so. Dann lieber früher als später.

@lonit: Durch das Aufschieben der Migration wird der Aufwand auch nicht weniger.

Du hast völlig Recht aber ich muss höchstwahrscheinlich min. 50 Contrib-Module neuschreiben (weil es die nicht für D8/9 gibt und auch keinen Ersatz), in einer API, mit der ich noch keine Erfahrung habe.

Und ich verwende "Domain Access" und betreibe mein Projekt unter mehreren Domains + Mobile-Subdomains.

In den letzten 10 Jahren habe ich dazu über 20000 Zeilen CSS geschrieben.

Das muss alles neu gemacht werden, dazu endlose tpl-Dateien als twig und 80 Views mit teilweise über 40 Displays. Dutzende Content-Types, mit teilweise über 70 Felder, müssen neu angelegt werden.

Allein das Mappen der Felder der Content-Types wird wieder nicht reibungslos funktionieren (wie es bei D6 auf D7 der Fall war) ... alleine dabei muss man wieder endlose Umwege gehen, damit man die Daten rüberbekommt und damit die auch dann wieder zusammenpassen. Ich weiß es jetzt schon.

Auch wenn das überspitzt ist, aber, ich würde lieber die Cheops-Pyramide neubauen, als dieses Projekt zu migrieren.

Ihr arbeitet ja häufig für Agenturen und wenn ein Kunde sein Projekt migrieren will, klingelt bei euch die Kasse.

Bei mir ist das nicht so. Ich muss meinen "Flugzeugträger" unter voller Fahrt, den ich seit ca. 10 Jahren aufgebaut und erweitert haben, praktisch neubauen, während ich mit dem linken Arm den laufenden Betrieb auf dem alten Flugzeugträger sicherstellen muss.

Bei mir klingelt da gar nichts.

Das ist in der Tat keine angenehme Situation. Allerdings gibt es Drupal 8 jetzt seit 5 Jahren. So wie dir geht es glaube ich vielen, die einfach nicht die Zeit hatten (oder sie sich nicht genommen haben) um Ihre Projekte nebenbei mit Drupal 8 neu zu bauen. Wenn man das jetzt macht, weil man die Notwendigkeit dazu vor 5 Jahren nicht erkannt hat, dann ist das sicher eine Mammutaufgabe. Site-Builder, die nicht in Agenturen arbeiten, haben daher zurecht Probleme mit dem Update. Allerdings sind die leider hausgemacht.Hier im Drupal-Center gibt es so viele Nutzer, die nicht müde wurden, mit den blumigsten Worten zu erklären, warum Sie mit dem Upgrade auf Drupal 8 noch warten wollten. Erst waren keine Module da, dann gab's angeblich nicht mehr die gleichen Funktionen für Drupal 8 wie die, die es für Drupal 7 gab und jetzt ist Drupal 9 da und die Probleme sind nicht weniger geworden. Nur die Zeit, also die letzen 5 Jahre, die man wunderbar hätte nutzen können, um Projekte in aller Ruhe auf Drupal 8 heben zu können, die ist halt jetzt weg und kommt nie wieder. Dabei erinnere ich mich daran, dass die Drupal-Communty in vielen Blog-Beiträgen und auch auf vielen Cons immer wieder gesagt hatte: „Ihr müsst jetzt umsteigen“ oder „Wir müssen die Leute jetzt für Drupal 8 schulen“

Wer jetzt ähnliche Probleme hat wie du mit deinem Projekt, mit dem kann ich leider kein Mitleid empfinden. Schließlich war es nicht die Drupal-Community, die Ihre Seiten und Projekte in den letzten 5 Jahren nicht auf Drupal 8 migrieren wollte. Das waren genau die Anwender, die solche Beiträge verfassen. Das man Drupal 7 Projekte früher oder später neu bauen muss, war spätestens seit dem End of Live von Drupal 6 klar. Das es jetzt noch ein Jahr gibt, in dem man das nachholen kann oder dass man im Grund 6 Jahre zeit hatte, seine Projekte auf Drupal 8 zu hiefen, um dann einfach auf Drupal 9 zu aktualisieren, zeigt, das die Drupal-Community wirklich an ihre Nutzer gedacht hat. Drupal selbst oder auch den Mitgliedern der Community kann man diesbezüglich also wirklich keinen Vorwurf machen. Hinzu kommt, dass es zusätzlich noch ein Extended Life Support Programm für Drupal 7 gibt. Im Grund kann man Drupal 7 also wirklich eine Dekade lang verwenden. Leider kostet dieser Support mit Sicherheits-Patches Geld. In deiner Situation als Privatperson, ohne Drupal-Agentur ist das sicher finanziell keine Option. Auf der anderen Seite muss man sagen, das jeder Kunde und jede Agentur, die getreu dem Motto „Never touch a running System“ Ihre Drupal 7 Website betreibt und sich bis jetzt noch nicht mit dem Upgrade beschäftigt hat es im Grund nicht anders verdient, als dafür zu zahlen, dass das behäbige Drupal 7 auch weiterhin sicher und aktuell bleibt. Als Drupal 8 raus kam habe ich mich sofort auf Drupal 8 gestürzt und ich glaube ich würde es heute nicht mehr schaffen, eine Drupal 7 Seite zu installieren und so aufzupumpen, dass Sie auch nur dem Kernsystem von Drupal 8 entspricht. Das wäre mir viel zu viel Aufwand. Da baue ich aus Rücksicht auf mein Nervenkostüm die Seite lieber in Drupal 8 stück für stück nach und streiche unnötige Funktionen raus oder ersetze sie durch neue.

re: "Ihr arbeitet ja häufig für Agenturen und wenn ein Kunde sein Projekt migrieren will, klingelt bei euch die Kasse"
Das war auch gleich meine Idee :-) Das macht einen wesentlichen Unterschied.

Und ich fühle mich auch nicht angesprochen, wenn geschimpft wird, daß schon jahrelang Zeit war zum updaten. Diejenigen übersehen, wieviele Module/Feature gefehlt haben und immer noch fehlen. Glück für diejenigen, wo das nicht zu trifft.

Der Umstieg von 7 nach 8 war eine große Herausforderung und zeitaufwendig, aber auch nötig, agree. Aber das ändert nichts daran, daß wir dadurch auch viele Anhänger verloren haben, teilweise an andere CMS. Ich habe Drupal5 vor vielen Jahren für mich entdeckt und sofort gewußt, das ist mein CMS. Aber bei D8 habe ich gestreikt. Ohne Werner hätte ich aufgeben müssen.

Wir brauchen kein Mitleid und kein Bedauern, akzeptiert, daß es nicht nur eine Ansicht gibt und andere sich anders entscheiden. Und es sind nicht nur "Anfänger", die nicht umsteigen auf D8 bzw D9, sondern auch erfahrene Entwickler, denen wesentliche feature fehlen zum Umzustieg.

Die Keynote von Dries in A'dam hat mich wieder hoffen lassen. Es zeigt, daß auch Dries den Verlust vieler Anhänger gemerkt hat. Und jetzt nach offiziellem Start von D9 soll der Punkt, Drupal wieder für weitere Kreise zugänglich zu machen, ja angegangen werden.

Zum Glück bin ich nicht davon abhängig, mit Drupal Geld zu verdienen, sonst hätte ich wie so viele Kollegen schon längst das CMS gewechselt. Das wäre bedauerlich.

re: "Ihr müsst jetzt umsteigen"
Ich erinnere mich - und fand es schon damals unverschämt, angesichts der Tatsache, wie unfertig D8 war.
Was bei Panikmache passiert sehen wir ja gerade ...
Man bringt ein Auto mit drei Rädern raus uns sagt, kaufen, das vierte Rad folgt später.
:-)

re: D7 ist Schnee von gestern

Für Dries anscheinend nicht. :-)

re: Upgraden, bzw. neu bauen muss man Drupal so oder so. Dann lieber früher als später

disagree: Frühzeitg, aber nicht, wenn das ganze noch eine Baustelle ist, wie es D8 lange war.
Sorry, da bin ich etwas kritischer. Wenn etwa auf den Markt kommt, prüfe ich immer noch selber, ob es für mich ok ist.

Naja, in meinem Fall nicht nur. Wir betreiben auch eigene Projekte auf Drupal. Da ist auch eine ziemlich komplexe D7 Installation, die momentan (unentgeldlich) auf D8 gehoben werden muss. Ich verstehe durchaus, dass dich dieses Arbeitspensum vor Probleme stellt. Bei mir geht es am besten, mir pro Woche regelmäßig ein paar Stunden Zeit für die Migration, bzw. den Neubau zu nehmen. Und für die Motivation halte ich mir einfach vor Augen, was für ein ungleich größerer Berg Arbeit es wäre, das alles selber programmieren zu müssen.

...die da wären?

Verstehe ich auch nicht. Die Situation für Drupal Entwickler hat sich doch eher verbessert. Drupal fasst immer mehr Fuß im Enterprise Sektor, wo angemessene Stundensätze gezahlt werden und Fachkräfte gesucht werden.

Klar, wenn ich nur auf einfach strukturierte Websites mit kleinen Budgets aus bin, ist WP wahrscheinlich die bessere Wahl. Wie sagte Dries so schön: „Drupal ist eher für ambitionierte Projekte“.